Am "Cellarius" - dem "Latinitatis probatae et exercitae liber memorialis" des Christoph Cellarius - kam auch der junge Goethe nicht vorbei. Aus der folgenden kleinen Anekdote in seiner Autobiographie "Dichtung und Wahrheit" sieht man, daß Wörterbücher damals keineswegs (wie heute) bloße Nachschlagewerke waren - sie wurden oft Stück für Stück auswendiggelernt.
Mein Vater lehrte die Schwester in demselben Zimmer Italiänisch, wo ich den Cellarius auswendig zu lernen hatte. Indem ich nun mit meinem Pensum bald fertig war und doch still sitzen sollte, horchte ich über das Buch weg und faßte das Italiänische, das mir als eine lustige Abweichung des Lateinischen auffiel, sehr behende.
In dem Aufsatz "Serbische Lieder" findet sich auch eine Passage über Vuk Stefanovic Karadzic.
Alles dieses war jedoch von keiner Folge, wenn nicht ein tüchtiger Mann, namens Wuk Stephanowitsch Karadschitsch, geboren 1787 und erzogen an der Scheide von Serbien und Bosnien, mit seiner Muttersprache, die auf dem Lande weit reiner als in den Städten geredet wird, frühzeitig vertraut geworden wäre und ihre Volkspoesie liebgewonnen hätte. Er benahm sich mit dem größten Ernst in dieser Sache und gab im Jahre 1814 in Wien eine serbische Grammatik an den Tag und zugleich serbische Volkslieder, hundert an der Zahl. Gleich damals erhielt ich sie mit einer deutschen Übersetzung, auch jener »Trauergesang« fand sich nunmehr im Original; allein wie sehr ich auch die Gabe werthielt, wie sehr sie mich erfreute, so konnt ich doch zu jener Zeit noch zu keinem Überblick gelangen. In Westen hatten sich die Angelegenheiten verwirrt, und die Entwicklung schien auf neue Verwirrung zu deuten; ich hatte mich nach Osten geflüchtet und wohnte in glücklicher Abgeschiedenheit eine Zeitlang entfernt von Westen und Norden.
Nun aber enthüllt sich diese langsam reifende Angelegenheit immer mehr und mehr. Herr Wuk begab sich nach Leipzig, wo er in der Breitkopf-Härtelischen Offizin drei Bände Lieder herausgab, von deren Gehalt oben gesprochen wurde, sodann Grammatik und Wörterbuch hinzufügte, wodurch denn dieses Feld dem Kenner und Liebhaber um vieles zugänglicher geworden.
Auch brachte des werten Mannes Aufenthalt in Deutschland denselben in Berührung mit vorzüglichen Männern. Bibliothekar Grimm in Kassel ergriff mit der Gewandtheit eines Sprachgewaltigen auch das Serbische; er übersetzte die Wukische Grammatik und begabte sie mit einer Vorrede, die unsern obigen Mitteilungen zum Grunde liegt. Wir verdanken ihm bedeutende Übersetzungen, die in Sinn und Silbenmaß jenes Nationelle wiedergeben.
Am 20. Dezember 1823 schrieb er in einem Brief an Karadzic:
Ew. Wohlgeboren haben mir durch die Übersendung einer wörtlichen Übersetzung vorzüglich schöner serbischer Lieder sehr viel Freude gegeben, sodann aber solche durch Grammatik und Lexicon verdoppelt und verdreyfacht. Ihre bedeutende Sprache hat hiedurch sich auch bey uns den Weg gebahnt und unsern Forschern die Pflicht auferlegt, sich emsig damit zu beschäftigen.
Das arabisch-lateinische Wörterbuch von Golius erwähnt Goethe in einem Tagebucheintrag vom 12. Februar 1819, das "Lexicon technologicum" von Ernesti ebendort am 10. Januar 1819.
Manchen wird es verwundern, daß Goethe auch als Kriegsberichterstatter während der "Campagne in Frankreich 1792" ein Wörterbuch mit sich führte. Seine Nützlichkeit begründet der Dichter so:
Den dritten Band von Fischers »Physikalischem Lexikon« hatte ich aus dem Koffer genommen; in solchen Fällen ist ein Wörterbuch die willkommenste Begleitung, wo jeden Augenblick eine Unterbrechung vorfällt, und dann gewährt es wieder die beste Zerstreuung, indem es uns von einem zum andern führt.
Ich bin mir nicht sicher, um welches Lexikon es sich hier handelt, denn das vielbändige "Physikalische Wörterbuch" von Johann Carl Fischer ist nach Katalogangaben erst nach der "Campagne" erschienen und kann darum nicht gemeint sein.
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