Forcellini, Egidio (1688-1768)


Biographisches Stichwort

Egidio (oder Aegidius) Forcellini (Bild rechts), am 26. August 1688 in Feltre bei Treviso als Sohn armer Eltern geboren, konnte erst 1704 das Seminar in Padua besuchen, wo sein Lehrer, Facciolati, seine Begabung erkannte und ihn an der Überarbeitung des Wörterbuchs von Calepinus mitarbeiten ließ. Dabei reifte in Forcellini der Plan, selbst ein großes lateinisches Wörterbuch zu erarbeiten. Von 1718 bis zu seinem Tod am 4. April 1768 (mit einer Unterbrechung von sieben Jahren 1724-31) las er den gesamten Bestand der überlieferten lateinischen Texte und Inschriften. Erst vier Jahre nach seinem Tod konnte das vierbändige Werk erscheinen, auf dem die meisten Wörterbücher des 19. Jahrhunderts basieren.
Jacopo Facciolati (Bild links), geboren am am 4. Januar 1682 in Torreglia bei Padua, besuchte das Seminar in Padua, wurde dort Professor der Logik und Schulleiter. Diese Ämter hatte er 45 Jahre lang inne. 1719 veröffentlichte er seine Bearbeitung des Calepinus, an der sein Schüler Forcellini mitgewirkt hatte. In den folgenden Jahrzehnten beaufsichtigte er die Arbeit seines Schülers an dem großen Lexikon, dessen Erscheinen freilich auch er nicht mehr erleben sollte. Facciolati starb am 26. August 1769 in Padua.
Der britische Philologe James
Bailey starb 1864. Er gab auch das griechisch-lateinische Lexikon des Scapula und eine Werk des Torsellino heraus. 
Zu Gaetano Cognolato (1728-1802) und Francesco Corradini (1820-1888) liegen mir noch keine biographischen Angaben vor. 
Vincenzo De Vit (1811-1892) war Rosminianer-Pater. 
Giuseppe
Furlanetto (1775-1850, Bild rechts) war der Herausgeber der 3. Auflage (Padua 1827-31). 
Gottfried Härtel dürfte aus der Schneeberger Buchhändlerfamilie Härtel stammen. 
Giuseppe Perin (1845-1925) war Herausgeber des "Onomasticon", das dann den fünften und sechsten Band des Gesamtwerks bildete. 
Bei August Voigtländer könnte es sich um den Philologen Johann Gottlob August Voigtländer (1800-1828) handeln.

Die Porträts sind der dritten, von Giuseppe Furlanetto besorgten Ausgabe (Padua 1827-31) entnommen.


Lexicon totius Latinitatis
opera et studio Aegidii Forcellini, consilio et cura Jacobi Facciolati, opera et studio Aegidii Forcellini alumni seminarii Patavini lucubratum [erste Auflage]
adiecto onomastico cum appendicibus
ab Aegidio Forcellini lucubratum, deinde a Iosepho Furlanetto emendatum et auctum nunc vero curantibus Francisco Corradini et Iosepho Perin emendatius et auctius melioremque in formam redactum [Ausgabe Padua 1940]


* 1. Aufl. Padua 1771 (Manfrè), 4 Bde., Vorwort von Gaetano Cognolato

* 2. Aufl. Padua 1805-16 (Bettinelli), 4 Bde., Vorwort von Gaetano Cognolato (antiqu. EUR 800,-/935,-)

* 3. Aufl. Padua 1827-31, 4 Bde., bearb. Giuseppe Furlanetto, Vorwort von Gaetano Cognolato, Bd. 1 (A-C, 1827), LXXIX, 837 S., Bd. 2 (D-L, 1828), 968 S., Bd. 3 (M-R, 1830), 998 S., Bd. 4 (S-Z, 1831), 804 S. (antiqu. EUR 307,-)
Das eigentliche Wörterbuch endet auf S. 749. Auf S. 750-804 finden sich "verba partim graeca latine scripta, partim barbara, partim nullo, aut minus idoneo auctore ... a nobis improbata et expulsa".

Im Jahr 1831 erschien die erste deutsche Ausgabe, bei der es sich um einen Nachdruck der Ausgabe Padua 1771 handeln soll (die vier Bände dürften auch einzeln erhältlich gewesen sein):
* Schneeberg 1831-35 (Schumann), hg. Härtel und Voigtländer, 4 Bde. in 2 (antiqu. EUR 340,-/395,-)

Bd. 3 der Schneeberger Ausgabe (1831-35) soll die Angabe "Lipsiae, in libraria Hahniana" enthalten. Womöglich sind die folgenden Ausgaben also nicht eigenständig:
* Leipzig 1835 (Hahn)
* Leipzig 1839 (Kollmann) [nach der 3. Aufl.], 4 Bde.

* Prato 1839-45 (Giachetti), 4 Bde.
* Padua 1840 (Typ. Seminarii), 6 Bde. [Bd. 5 u. 6: Onomasticon von Giuseppe Perin] [ob richtig?]

Bei der folgenden großen Ausgabe umfaßt allein das Wörterbuch sechs Bände, dazu kommen vier Bände des Onomasticons, das allerdings durch den Tod des Verfassers nur die Buchstaben A-O umfaßt:
* Prato 1858-75 (Aldina), hg. Vincentius De Vit, 6 Bde. (Wörterbuch), 4 Bde. (Onomasticon) 
Als Erscheinungszeitraum wird in den Katalogen auch "1859-87" angegeben.

Die folgende, vierbändige Auflage hat Francesco Corradini besorgt, Giuseppe Perin stellte eigens dafür ein zweibändiges Onomasticon zusammen:
* 4. Aufl. Padua 1864-87, hg. Fr. Corradini und J. Perin, 4 Bde. (Wörterbuch) und 2 Bde. (Onomasticon) ["cura, opera et studio lucubratum, nunc demum juxta opera R. Klotz, G. Freund, L. Döderlein aliorumque recentiorum auctius, emedatius melioremque in formam redactum curante Doct. F. Corradini"]

Bei den nachfolgenden Schneeberger Ausgaben dürfte es sich um Nachdrucke der Ausgabe Schneeberg 1831-35 handeln:
* Schneeberg 1913 (Schumann)
* Schneeberg 1920 (Schumann)

Nachdrucke der 4. Auflage (Padua 1864-98):
* 4. Aufl. (1. Druck) Padua 1940-41 (Typis Seminarii), 6 Bde.
* 1960
* 4. Aufl. (2. Druck) Bologna (Forni) und Padua (Gregoriana) 1965, 6 Bde. in 4, zus. 5.816 S.
* 1998
Dieser Nachdruck ist beim Verlag Arnaldo Forni zum Preis von 1.400,- EUR erhältlich.

Auf diesem zuverlässigen Werk, das auch die Inschriften berücksichtigt, basieren die meisten Wörterbücher des 19. Jahrhunderts. Es führt auch die italienischen und griechischen Entsprechungen an.

In seinem Vorwort schreibt Forcellini nicht ohne Stolz: "Hanc legem mihi imposui, ut nullum admodum afferrem testimonium, quod non prius ipse meis oculis in ipso auctore vidissem." Das kann wirklich nicht jeder Lexikograph von sich behaupten!


Englische Ausgaben:

* London 1826 (Priestley), hg. James Bailey, 2 Bde. 
* London 1828 (Baldwin & Cradock), 2 Bde., hg. James Bailey, 28, 1294, 1164, 126, 75, 50 S.

Bailey hat in dieser Ausgabe die Worterklärungen ins Englische übersetzt und beträchtliche Erweiterungen vorgenommen.


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