Biographisches Stichwort
Der Reichshofrat Hiob Ludolf (oder Leutholf oder Job Ludolph), am 24. Juni 1624 als
Sohn eines Ratsherrn in Erfurt geboren, besuchte das Gymnasium seiner
Heimatstadt, studierte in Erfurt Medizin und Jura, widmete sich aber bald den
verschiedensten Sprachen, vor allem denen des Orients. 1645 ging er nach Leiden,
um seine Studien zu vollenden. Er unternahm zahlreiche Reisen. Mit seinen
Wörterbüchern und seiner Grammatik wurde er zum Begründer
der Äthiopistik in Europa. Ludolf starb am 8. April 1704 in Frankfurt am Main.
Johann Michael Wansleben (auch Jean-Michel Vansleb), am 1. November 1635 als Sohn eines
lutherischen Predigers in Erfurt geboren, besuchte die Lateinschule seiner
Heimatstadt, studierte dann Theologie und alte Sprachen in Königsberg und wurde von Ludolf in die
orientalischen Sprachen eingeführt. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in
London plante er im
Auftrag Herzog Ernst I. von Gotha 1663 eine Expedition nach Äthiopien, kam aber nur
bis Ägypten. Wegen seines "ausschweifenden Lebenswandels"
zurückberufen, machte er auf der Heimreise in Rom halt, konvertierte zum
katholischen Glauben und trat 1666 dem Dominikanerorden bei. 1670 wurde er in
Paris von Minister Colbert beauftragt, erneut nach Äthiopien aufzubrechen, um dort
Manuskripte aufzukaufen. Er kam aber wieder nur bis Ägypten, wo er sein
"wüstes Leben" fortsetzte, wurde nach Paris
zurückgerufen und mußte, da er über kein Einkommen verfügte, seine
äthiopischen Manuskripte weit unter Preis verkaufen. Seine letzten Jahre
fristete er in bitterer Armut, zuletzt als Vikar von Bouron in der Nähe von
Fontainebleau, wo er 1679 starb. Seine "Nouvelle relation" (1677)
enthält eine "vortreffliche Schilderung Ägyptens" (ADB).
Lexicon Aethiopico-Latinum
ex omnibus libris impressis, et multis msstis contextum; accedit index
latinus copiosissimus
* 1. Aufl. London 1661 (Roycroft), hg. Johann M. Wansleben, 3 Tle. in
1, 560 Sp., [48], 76 S. (antiqu. EUR 848,-)
* 2. Aufl. Frankfurt am Main 1699 (Zunner), [8] Bl., 664 Sp., [22] Bl. (antiqu.
EUR 703,-/750,-; zus. mit der Grammatica Aethipica EUR 2.311,-)
Hier handelt es sich um ein Wörterbuch der klassischen äthiopischen Sprache (Ge'ez), die zur nördlichen Gruppe der äthiopischen Sprachen gehört. Der "Index Latinus" wurde von Wansleben besorgt.
In Deutschland hatte sich kein Verleger für das Wörterbuch gefunden, daher schickte Ludolf seinen Schüler Wansleben 1660 nach London, um das Buch dort herauszubringen. Die Londoner Ausgabe enthielt aber so viele Fehler, daß Ludolf 1699 eine neue Ausgabe veröffentlichte.
Lexicon Amharico-Latinum
cum indice Latino copioso inquirendis vocabulis Amharicis in hoc opere
contentis
* Frankfurt am Main 1698 (Zunner), [2] Bl., 102 Sp., [8] Bl. (antiqu. zus. mit der amharischen Grammatik EUR 1.413,-)
Dies ist das allererste Wörterbuch des Amharischen überhaupt. Amharisch spricht man im südlichen Bereich der äthiopischen Sprachen. Das Wörterbuch wurde meist der im gleichen Jahr erschienenen "Grammatica linguae Amharicae" des Verfassers beigebunden.
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