Biographisches Stichwort
Johann Adam Schmerler, am 29. Januar in Fürth als Sohn eines Bäckermeisters geboren, war schon als Kind begabt, brachte sich, wie hier nachzulesen ist, im Selbststudium in kurzer Zeit Latein, Griechisch, Hebräisch und Französisch bei. Von 1784 bis 1787 studierte er in Altdorf, war danach Hauslehrer in einer Bamberger Archivarsfamilie und wurde 1790 Rektor der Armen- und Waisenschule in Fürth. Die Stelle war schlecht bezahlt, aber Schmerler war Philanthrop und bezeichnete sich selbst als "Fürther Volksbildner". In seinem kurzen Leben veröffentlichte er zahlreiche Schriften zu den verschiedensten Themen,z.B. "Leichenreden" (1790), "Hochzeit-Predigten", "Vorlesungen über die Naturlehre" (1792), eine "Gesundheitslehre für Kinder (1793) und den "Versuch einer Frauenzimmermoral" (1791). Schmerler starb am 13. November 1794 mit nur 29 Jahren am Nervenfieber. Seine von ihm herbeigewünschte Ernennung zum Pfarrer kam zu spät; sie erreichte ihn kurz nach seinem Ableben.
Über den Lehrer Popp, der den deutsch-lateinischen Teil bearbeitet hat, ist mir nichts weiter bekannt, als daß er "Collaborator am Gymnasium zu Erlangen" war.
Kaspar Jakob Besenbeck, am 11. April 1760 in Erlangen als Sohn eines Pfarrers geboren, studierte 1778-1784 Theologie sowie Lateinische und Griechische Philologie an der Universität Erlangen und unterrichtete anschließend als Hilfslehrer am dortigen Gymnasium. Nach seiner Promotion 1787 und der Venia legendi 1789 wurde er erst Konrektor und 1805 Rektor des Erlanger Gymnasiums. Besenbeck verfaßte u.a. Schriften über Aeschylos, Sokrates, Sophokles und Horaz sowie "Einige Bemerkungen, wie der Vernachläßigung der lateinischen Sprache bey den Schülern am besten vorgebeugt werden könne". Er starb am 22. März 1815 in Bayreuth.
Lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches
Wörterbuch
zum Gebrauch für Schüler bestimmt und ausgearbeitet
* Erlangen 1794 (Palm), VIII, 504, 161 S. (in der Digitalen Bibliothek hier, bei Google Books hier online einzusehen) (antiqu. EUR 29,-)
Die 2. Auflage (Bild rechts) erschien unter dem Titel:
Lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches
Wörterbuch für Schulen
* 2. durchaus verm. und verb. Aufl. Erlangen 1809 (Palm), überarb. Kaspar J.
Besenbeck, XII, 532, 121 S.
Ziel dieses Wörterbuchs war es, ein auch für Schüler erschwingliches Werk zu schaffen, das den Benutzer befähigen sollte, "gewisse Ausdrücke im gesellschaftlichen und bürgerlichen Leben zu verstehen, welche aus der lateinischen Sprache herstammen, oder einen leichten lateinischen Schriftsteller zu lesen" (so Schmerler in der Vorrede zur ersten Auflage von 1794). Schulen, die mindestens zehn Exemplare des Wörterbuchs bestellten, bekamen vom Verleger "Eines als Dreingabe für arme Schüler".
Schmerler selbst hat offenbar nur den lateinisch-deutschen Teil betreut. Da das Buch auf jeden Fall pünktlich zur Ostermesse 1794 erscheinen sollte, hat der Verleger die Bearbeitung des deutsch-lateinischen Teils "dem Herrn Popp, Collaborator am Gymnasium zu Erlangen, übertragen" - offenbar nicht zum Vorteil des Buchs, denn der Bearbeiter der zweiten Auflage, Besenbeck, bemerkt dazu: "Der deutschlateinische Teil hingegen war ein wenig gar zu dürftig ausgestattet, und konnte in seiner vorigen Gestalt nur von sehr geringem Nutzen seyn. Nicht nur waren manche Erklärungen unrichtig oder unrömisch, sondern es fehlten auch so sehr die nöthigsten Wörter, daß der Schüler, der dasselbe zu Rathe ziehen wollte, sehr häufig von demselben unberathen weggehen mußte."
Aus Schmerlers "Frauenzimmermoral", in der ein gewisser Sophron seine erwachsene Tochter ins rechte Leben einführt, sei hier zur Belehrung und Belustigung des Lesers der (unzeitgemäße) Absatz über das Schminken zitiert:
"Laß dir nie den thörichten Einfall in den Sinn kommen, deine natürliche Schönheit durch aufgelegtes Roth, oder andere verächtliche Künste vermehren zu wollen.Die Geschminkte macht sich in den Augen des Vernünftigen nur lächerlich, weil er den Betrug entdeckt, und den schönen Koth auf ihren Wangen mit Eckel und Unwillen bemerkt. Und so wird sie auch derjenige nur desto häßlicher finden, welcher durch ihre blendende Farbe anfänglich getäuscht wurde, wenn er sie nun in ihrer wahren Gestalt erblickt. Das, was ihrer Schönheit zur Folie dienen soll, oder auf einige Zeit wirklich dazu dient, wird ihre natürlichen Reize nur desto früher verwüsten, da die Schminke gemeiniglich die Schweislöcher verstopft, und die Runzeln des Alters auf der welken Haut schon in frühen Jahren verbreitet."
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