Biographisches Stichwort
Reinhold Klotz, am 13. März 1807 als Sohn eines Pfarrers und Feldpredigers in Stollberg bei Chemnitz geboren, besuchte das Lyzeum zu Schneeberg, darauf die Nicolaischule in Leipzig, wo er auch 1839 seine Tätigkeit als außerordentlicher Professor aufnahm. Als Freund ländlicher Stille zog sich der politisch konservative Professor immer wieder auf sein außerhalb der Stadt gelegenes Anwesen zurück. Er starb am 10. August 1870 in Kleinzschocher bei Leipzig. Sein großes Handwörterbuch hat er "leider nicht nach dem ursprünglichen Plane vollenden können". Die ersten drei Lieferungen waren zwar noch im Jahr 1847 erschienen, aber die Revolution von 1848 und persönliche Gründe verzögerten das Werk mehr und mehr. Auf Drängen des Verlages ließ sich Klotz nun von mehreren Mitarbeitern, vor allem von Lübker und Hudemann, unterstützen, so daß sein Werk 1857 endlich in der ersten Auflage erscheinen konnte. Die von den Mitbearbeitern verfaßten Artikel waren namentlich gekennzeichnet. Klotz schrieb auch ein "Handbuch der lateinischen Litteraturgeschichte" (1846).
Friedrich Heinrich Christian Lübker, geboren am 18. August 1811 in Husum, studierte Theologie und Philologie in Kiel und Berlin. Nach seiner Promotion 1832 war er ein Jahr lang Lehrer in Wismar, wurde 1835 Konrektor der Domschule in Schleswig und 1848 Rektor der dortigen Gelhrtenschule. Nach seiner Entlassung 1850 ging er als Gymnasialdirektor nach Parchim, und 1864 kehrte er nach Flensburg zurück, wo er am 10. Oktober 1867 starb. Lübker war Begründer des "Reallexikons des classischen Alterthums" (1853-55). Er verfaßte u.a. "Grammatische Studien" (1837) und ein "Synonymorum libellus" (1836).
Ernst Eduard Hudemann, am 15. November 1811 in Neumünster geboren, war nach seiner Promotion (1836) als Lehrer in Kiel, Landsberg und Plön tätig. Er trat 1874 in den Ruhestand. Hudemann verfaßte u.a. eine "Geschichte des römischen Postwesens während der Kaiserzeit" (1875). Er starb am 21. Dezember 1889 in Plön.
Handwörterbuch der lateinischen Sprache
Der etwas komplizierten Entstehungsgeschichte dieses Wörterbuchs
bin ich mittlerweile auf die Spur gekommen. Das Buch ist, wie es damals bei
Vorhaben dieser Größenordnung üblich war, zunächst in einzelnen Lieferungen
erschienen, und zwar von 1847 an. Nach Unterbrechungen durch die revolutionären
Wirren von 1848 und durch die Zuziehung von Lübker und Hudemann als Mitarbeiter
wurden die Lieferungen des ersten Bandes 1852 abgeschlossen. 1853 erschien daher
der 1. Band (A-H) in erster Auflage. Indes gingen die Lieferungen weiter, und
erst im Jahr 1857 konnte das zweibändige Gesamtwerk in erster Auflage
erscheinen.
* 1. Aufl. Braunschweig 1853 (Westermann), Bd. 1 (A-H), VIII, VI, 1718 S. (in der Digitalen Bibliothek hier online einzusehen)
[Bild links]
* 1. Aufl. Braunschweig 1857 (Westermann), 2 Bde., Bd. 1 (A-H): XIV, 1718 S., Bd. 2
(I-Z): 1844 S. (Bd. 2 in der Digitalen Bibliothek hier online einzusehen) (antiqu.
EUR 53,-)
* 2. Aufl. Braunschweig 1858 (Westermann), 2 Bde., Bd. 1 (A-H), XIV, 1718 S., Bd. 2 (I-Z), 1844 S.
* 3. vielf. verb. Aufl. Braunschweig 1862 (Westermann), unter
Mitwirkung v. Fr. Lübker u. Ernst Eduard Hudemann, 2 Bde., Bd. 1 (A-H), XIV, 1718 S.,
Bd. 2 (I-Z): 1844 S.
Die folgenden Ausgaben sind Nachdrucke der 3. Auflage. Sie tragen den Vermerk "unverändert nach der dritten vielfach verbesserten Auflage":
* 4. Aufl. Braunschweig 1866 (Westermann), 2 Bde., Bd. 1 (A-H), XIV, 1718 S., Bd. 2 (I-Z),
1844 S. (Bd. 2 bei Google Books hier online einzusehen)
* 5. Aufl. Braunschweig 1874
(Westermann), 2 Bde., Bd. 1 (A-H), XIV, 1718 S., Bd. 2 (I-Z): 1844 S. (antiqu.
71,-/87,-) [Bild rechts]
* 6. Aufl. Braunschweig 1879 (Westermann), 2
Bde., Bd. 1 (A-H), XIV, 1718 S., Bd. 2 (I-Z): 1844 S. (Bd. 1 bei Google Books hier online einzusehen) (antiqu. EUR 48,-; Bd. 2 allein EUR
40,-)
Nachdruck der 3. Aufl. (6. Nachdruck) von 1879:
* Graz 1963 (Akademische Druck- u. Verl.-Anst.), 2 Bde., Bd. 1 (A-H), 1718 S.,
Bd. 2 (I-Z): 1844 S.
Nach Zaunmüller ein "vorzügliches Werk, sehr viele römische und griechische Eigennamen, stichwortreicher als Georges" und vom Verlag 1857 als "ein Zeugniss deutschen Fleisses und deutscher Gelehrsamkeit" beschrieben. Ganz sicher aber ein buchstäblich schwergewichtiges Werk und eine buchbinderische Glanzleistung: meine beiden Exemplare (es ist die Auflage von 1874) wiegen zusammen fast 5 kg!
Übrigens hat Wilhelm Freund
die Bearbeiter
des Klotzschen Wörterbuchs, insbesondere die Herren Lübker
und
Hudemann, des Plagiats bezichtigt: sie hätten einen großen
Teil
der von ihnen bearbeiteten Artikel seinem eigenen Wörterbuch
entnommen. Er belegt seinen Vorwurf akribisch anhand von
zahlreichen eigenen Druckfehlern, die er bei Klotz wiederentdeckt
hat. Auch Georges hat im Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft (Bd. 2, 1876, S. 1457-58) beklagt, daß die zahlreichen
falschen Zitate in der ersten Auflage auch in der fünften noch
immer nicht korrigiert worden seien. Er macht aber dafür vor allem
den Verleger verantwortlich, der Klotz, statt ihn "bei seiner Arbeit
ruhig gewähren zu lassen", zum schnellen Abschluß
gedrängt habe. Georges hat natürlich bemerkt, daß
Lübker und Hudemann sowohl das Freund'sche Wörterbuch als
auch sein eigenes "stark benutzt" hätten, aber er bleibt doch der
verständnisvolle Freund: den beiden Herren seien "in der
Hitze des Gefechts manche Menschlichkeiten (z.B. Nachschreiben
unsinniger Citate aus Freund's Wörterbuch) passiert", schreibt er,
aber das sei bei der Eile, mit der sie arbeiten mußten,
verzeihlich. Die beiden Herren hätten auch "viele ganz gut
ausgearbeitete Artikel gebracht". So verständnisvoll waren
freilich nicht alle Rezensenten!
Die dritte Auflage war im Jahr 1862 als
"billige Ausgabe für Schulen und Universitäten" für 4
Thlr. 28 Ngr. zu haben.
Die einzelnen Lieferungen des ersten Bandes, soweit sie aus dem Vorwort des Autors zu erschließen sind:
1. Lieferung 1847
2. Lieferung 1847
3. Lieferung 1847
4. Lieferung 1849
5. Lieferung 1850
6. Lieferung 1852
7. Lieferung 1852
8. Lieferung
1852
Alberto Grilli wollte das Klotz'sche Wörterbuch ins Italienische übertragen, das Vorhaben ist aber nach drei Faszikeln ("A" bis "Aeolicum") aufgegeben worden.
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