Bröder, Christian Gottlob (1745-1819) 


Biographisches Stichwort

Christian Gottlob Bröder, am 2. Februar 1745 in Harthau bei Bischofswerda geboren, besuchte die Kreuzschule in Dresden, studierte dann in Leipzig und war anschließend elf Jahre lang Prediger in Dessau. Danach ging er als Pfarrer nach Beuchte, wo er am 18. Februar 1819 starb. Er hat u.a. zwei seinerzeit weit verbreitete Grammatiken verfaßt: eine "Kleine lateinische Grammatik" und die große "Practische Grammatik der lateinischen Sprache" (1787), deren 19. Auflage 1832 erschienen ist. Vgl. auch das Wörterbuch zu seiner Grammatik.


Dieses Wörterbuch birgt ein Geheimnis. Während es einige Kataloge als anonym erschienen anführen, wird es von anderen Christian Gottlob Bröder zugeschrieben. Fest steht nur, daß zumindest den Ausgaben von 1815 und 1820 eine Vorrede von Bröder vorangestellt ist. Dagegen ist das Vorwort der Ausgabe von 1801 von einem "F.R.L." unterzeichnet worden, der von sich sagt, daß er "weder Philolog von Profession noch Schulmann" sei. Das könnte zusammen mit den Anfangsbuchstaben auf Friedrich Rudolph Lenke hindeuten, der 1809 ein "Neues deutsch-lateinisches Taschenlexicon für Schüler" veröffentlicht hat. Das ist freilich nicht mehr als eine Vermutung.  Für verläßliche Angaben wäre ich dankbar!

Lateinisch-deutsches und deutsch-lateinisches Taschenwörterbuch
nach Schellers und Bauers größern Werken in gedrängter Kürze und mit nöthiger Auswahl abgefaßt, auch hin und wieder mit Zusätzen und mehr als 600 neuen Wörtern vermehrt, vornehmlich zum Gebrauch in Schulen ... [Untertitel von 1801]
nach Schellers und Bauers größern Werken bearbeitet und mit einem Nachschlagebuch der eigenen Nahmen vermehrt, vornämlich zum Gebrauch in Schulen (Untertitel von 1814)  
nach Schellers und Bauers größern Werken hin und wieder mit Zusätzen und mehr als 600 neuen Wörtern vermehrt, vornämlich zum Gebrauch in Schulen, mit einer Vorrede von C.G. Bröder [Untertitel von 1815 u. 1820]

* Leipzig 1801 (Kleefeld), Bd. 1 (lat.-deutsch): 543 S., Bd. 2 (deutsch-lat.): 428 S.
* 2. wohlfeilere Aufl. Leipzig 1809 (August Bauer), Bd. 1 (lat.-deutsch): 543 S., Bd. 2 (deutsch-lat.): 428 S. (antiqu. EUR 43,-) 
* Wien und Triest 1814 (Geistinger), lat.-deutsch, 611 S. (antiqu. EUR 30,-) (bei Google Books hier online einzusehen)
* 4. Aufl. Leipzig 1815 (Andrä), Bd. 1 (lat.-deutsch): IV, 543 S., Bd. 2 (deutsch-lat.): 428 S. (antiqu. EUR 53,-)
* 5. verm. und verb. Aufl. Leipzig 1820 (Andrä), Bd. 1 (lat.-deutsch): VI, 574 S., Bd. 2 (deutsch-lat.): 462 S. (antiqu. EUR 30,-/47,-)

In einer Besprechung in der "Neuen allgemeinen deutschen Bibliothek" (Band 75, 1803) läßt der Rezensent kaum ein gutes Haar an der anonym erschienenen Ausgabe von 1801. "Dem Zeitgeist", schreibt er, "ist nun wohl ein solches Wörterbuch, wie das angezeigte, vollkommen gemäß; ob aber die Literatur viel gewinnen werde und könne bey diesem unbedingten Anschmiegen an den herrschenden Zeitgeist, ist eine andere Frage, die nothwendig verneint werden muß. Es ist unvermeidlich, daß auf diese Weise die Jugend abgezogen wird von dem Studium voluminöser Bücher, ohne welche doch wahre Gelehrsamkeit nicht emporkommt." Nur ganz nebenbei: daß man schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Vokabel vom "herrschenden Zeitgeist" gebraucht hat, ist erstaunlich; ich hätte sie frühestens im 20. Jahrhundert angesiedelt.


Die folgende (undatierte) Wiener Ausgabe mit ihrem nur leicht abgewandelten Titel dürfte ebenfalls hierhergehören:

Deutsch-Lateinisches und Lateinisch-Deutsches Taschenwörterbuch
nach Schellers und Bauers größern Werken bearbeitet und mit einem Nachschlagebuch der eigenen Nahmen vermehrt, vornämlich zum Gebrauch in Schulen und für diejenigen, denen einige Kenntniß der lateinischen Sprache nöthig und nützlich ist 

Wien (Geistinger), 484 S. 


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